Über uns
Eine kleine Geschichte der OAG
Am 21. November 1950 wurde in Hamburg die „Gesellschaft für Natur-und Völkerkunde Ostasiens“ gegründet. Ihr Ziel: Die Förderung der damals in Universität, Verlagswesen und Gesellschaft allgemein nur schwach repräsentierten Kenntnisse über Asien, vor allem aber der Ostasienwissenschaften. Die Mitgliederliste des Gründungsjahres liest sich heute wie ein Who is who der damaligen deutschsprachigen Ostasienkunde, insbesondere der Japanologie und Sinologie. Nicht zu übersehen aber sind auch die Namen jener Ostasien - Kaufleute und Diplomaten, die über ihr berufliches Engagement eine besondere Zuneigung zu Land und Leuten entwickelt hatten und so zu Förderern der Ostasienwissenschaften, wenn nicht , wie zum Beispiel Hans Meissner oder Johannes Barth, gar selbst zu Forschern auf diesem Felde geworden waren.
Mit dieser Ziel- und Zusammensetzung knüpfte die hamburgische O.A.G. (das Kürzel steht für Ost - Asiatische - Gesellschaft) bewusst an jene große Tradition ihrer unter Asienkennern berühmten Muttergesellschaft an, nämlich der 1873 in Tôkyô gegründeten „Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens“ . In der OAG Tôkyô hatten sich seinerzeit viele der im Dienste des japanischen Modernisierungsprojekts stehenden deutschen „Entwicklungshelfer“ zusammengefunden. Diese Versammlung von Verwaltungsfachleuten, Ärzten, Professoren und Lehrern aller Sparten, von Missionaren und Pfarrern, Ingenieuren und Kaufleuten entwickelte sich mit den Jahren zu einem einflussreichen gesellschaftlichen Kommunikationszentrum und produktiven wissenschaftlichem Forum.
Über die Situation, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs Anlass zu einer Neugründung der O.A.G. gab, heißt es im Gründungsaufruf von September 1950: Die O.A.G. hatte „ vor dem letzten Kriege 1.100 Mitglieder und stand mit fast allen großen wissenschaftlichen Institutionen und Gesellschaften der Welt im Austausch ihrer Veröffentlichungen. Die Gesellschaft hatte Zweiggruppen in Kôbe, Shanghai, Batavia und in Deutschland. Zum 60ten Jubiläum sandten Reichspräsident Hindenburg, das Japanische Kaiserhaus und viele Gesellschaften aus allen Ländern der Welt Vertreter nach Tôkyô .“
Die hier als glorreiche Epoche dargestellte Zeit aber sollte mit der Verwicklung auch dieser „weit vom Schuss“ liegenden deutschen Auslandsgemeinde in die Verwüstungen der nationalsozialistischen Herrschaft in Europa, erst recht dann mit dem Zusammenbruch der „Achsenmächte“ Deutschland und Japan und der in seiner Folge von den amerikanischen Besatzungsbehörden erwirkten Repatriierung der meisten, mehr oder weniger belasteten „Japan-Deutschen“ ein bitteres Ende finden. Im Gründungsaufruf liest man dazu: „Leider ist die Zahl der in Japan verbliebenen Deutschen, von denen eine aktive Unterstützung der Arbeiten der Gesellschaft erwartet werden kann, so gering, dass man in Bezug auf die künftige Entwicklung in Japan – wie auch in den anderen Ländern Ostasiens – nicht sehr optimistisch sein kann. Die weitaus größte Zahl der früheren Mitglieder der Gesellschaft, welche die Arbeiten in den vergangenen Jahren finanziell oder durch Mitarbeit unterstützten, befindet sich heute in Deutschland. Von den Autoren, die in den `Mitteilungen´ und `Nachrichten´ ihre Arbeiten veröffentlichten, sind nur noch zwei oder drei in Ostasien.“
Ein Jahr nach der Neugründung allerdings konnte auch in Tôkyô wieder eine Vorstandswahl stattfinden: Die Amerikaner hatten die Zulassung der OAG „als wissenschaftliche Gesellschaft“ genehmigt, auch das konfiszierte Hab und Gut zurückerstattet, allerdings mit der einschränkenden Maßgabe, nur in Japan selbst lebende Mitglieder aufzunehmen. Die ursprünglich beabsichtigte Zusammenlegung der beiden OAGs war somit für erste unmöglich gemacht. Seit dieser Zeit existieren in Hamburg und in Tôkyô (www.oag.jp) die zwei voneinander unabhängigen Mitgliedergesellschaften.