MOAG 149
Transformationen: Dimensionen des Körpers im vormodernen Japan
Hrsg. von Eike Großmann
Hamburg : Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, 2019 (= Mitteilungen der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens e.V. Hamburg; Bd. 149)
Ausgehend von einer Neubewertung des Körpers, der in den letzten Jahrzehnten als Bezugspunkt recht disparater Entwürfe konzeptualisiert wurde, hat sich ein vielfältiges Interesse an der menschlichen Körperlichkeit herausgebildet. Erste Ansätze einer systematischen und übergreifenden Zusammenführung mögen bereits sichtbar geworden sein; eine Öffnung des Gegenstandes in Richtung der vormodernen außereuropäischen Literatur hingegen steht noch aus. Diesem Desiderat widmet sich der vorliegende Band, der die Frage nach der Körperlichkeit, d.h. nach den Möglichkeiten und Grenzen des konkreten Körpers, im vormodernen Ostasien in den Mittelpunkt stellt.
Insofern Primärfunktionen wie Wahrnehmung, Emotionalität, Erfahrung, Erinnerung, Kommunikation etc. Körperlichkeit immer schon voraussetzen, thematisieren die in diesem Band versammelten Beiträge, wie der Körper derartige Narrative überhaupt erst ermöglicht. Indem sie das Verhältnis von Körper(n) und Sprache, aber auch von Körperlichkeit und deren Visualisierung, also generell die Repräsentation von Körpern diskutieren, richten sie ihr Augenmerk auch auf die Frage nach disparaten Begrifflichkeiten. Geeint sehen sich die Beiträge dabei in der Frage nach den titelgebenden Transformationen des Körpers: zum einen im terminologisch-abstrakten; zum anderen im materiellen und visuellen Sinn. Stets ist der Körper – real oder imaginiert – Anschauungsbeispiel und Sinnbild zugleich. So ergibt sich, wenn schon kein kohärentes Gesamtbild, so doch ein erster Eindruck, wie Körper und Körperlichkeit überhaupt zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert in Ostasien gedacht wurden. Offensichtlich wird dabei auch die Verbindung von Körper(lichkeit) mit Emotionalität und Performativität, die sich in den Beiträgen im Motiv der Transformation zeigt – auch wenn eben jene transformative Kraft es ist, die den Körper zugleich ungreifbar und unzuverlässig erscheinen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Eike GROßMANN: Vorwort
- Ivo SMITS: Gedanken über den (im)materiellen Körper. Anstelle einer Einleitung
- Peter PÖRTNER. Körper und Körperbilder in Japan. Einige Bemerkungen, vorab
- Steffen DÖLL: Zerfallende Leichen, zergliederte Leiber. Konzeptionen von Körperlichkeit aus der Perspektive der kusōzu
- Jörg. B. QUENZER: Traum-Körper. Prolegomena zu einem Motiv im Yume no ki des Myōe Shōnin
- Eike GROßMANN: Sprache – Körper – Emotionen. Der Schauspieler und sein Publikum bei Zeami
- Marc NÜRNBERGER: Von Puppen und Menschen. Aspekte der Körperlichkeit im Kyōun shū des Ikkyū Sōjun
- Michael KINSKI: Körper und Sexualität in der Edo-Zeit. Takai Ranzans Inji kai im Vergleich
- Sebastian BALMES: Verschwindende Körper. Das Shintōshū-Kapitel zu den „Acht Emanationen“ (Hakka gongen) in der Provinz Kōzuke
- Anhang: Arbeitskreistreffen 2017: Programm & abstracts